Dienstag, 2. Oktober 2018

Berliner Beast: mit dem Kopf verlorenen

Nie wieder Berlin! Das war mein Resümee, nachdem ich letztes Jahr dort den Super gelaufen bin. Während des Laufs hatte ich damals bereits die Überschrift für den Blog in meinem Kopf. Es war irgendwas mit „Beach-Party“. Etwa gefühlt ein Drittel der Strecke konnte man nicht gescheit laufen, weil, ja weil der Untergrund einem Sandstrand in einer überfüllten Touristenregion locker Konkurrenz machen könnte. Einzig das Meer war Finofurt – dem eigentlichen Austragungsort – nicht vergönnt gewesen. Also blieb es bei viel Wald und einem Luftfahrtmuseum, welches nun das Eventgelände für den Beast stellt.  

Nicht nur die eigentliche Laufstrecke war suboptimal. Auch die Fahrt nach Berlin glich einem Martyrium! Ständiger Stau machte aus einer Fünfeinhalb-Stunden-Fahrt damals locker neun Stunden. Wie ich dieses Jahr erfahren musste war das noch nicht das Ende der Fahnenstange. Alles in allem war die Fahrt zu lang für einen Lauf durch Wald, Wiesen und Sanddünen, auch wenn der Weg mit Hindernissen gespickt und von einer Medaille gekrönt war.

Als ich aber hörte, dass es in Finofurt nun einen Beast geben würde, war ich sofort Feuer und Flamme und meldete mich wider besseren Wissens an. Der überaus gute Grund es doch zu tun ist das Wissen um einen Wohlfühlbeast, denn neben einem bescheidenen Untergrund hat Finofurt noch etwas anderes nicht zu bieten. Finofurt ist flacher als die Niederlande! Wer an dieser Stelle einen versauen Witz vermutet hat, den muss ich wohl oder übel enttäuschen. Beamtliche Wohlverhaltenspflicht und so. Aber viele Leser kennen mich gut genug, um sich den politisch höchst unkorrekten Witz denken zu können. Zurück zum Thema. Einen einfacheren Beast würde ich 2018 nicht mehr bekommen und die Zukunft ist ungewiss, denn aktuell geht der Trend in Richtung Skigebiet. Man beachte den Wechsel von der Berliner Neustadt nach St. Pölten (Skigebiet). Also nix wie hin!

Und so machte eine völlig ausgebrannte und mental entkräftete Akam sich am letzten Schultag auf den Weg nach Finofurt. Es ist unglaublich wie sehr einen acht Wochen Schule aufzehren können. Die vergangenen Wochen hatten ihren Tribut gefordert. Aus meinen Vorsätzen Arbeiten immer sofort zu korrigieren, war mal wieder nichts geworden. Stress und Überstunden dominierten meinen Alltag und irgendwann reichte es meinem Körper, der sich mit exorbitanten Appetit, einer Haut, wie ich sie selbst zu schlimmsten Teenager-Zeiten nicht mehr hatte und Müdigkeit, zu bedanken wusste. Einer unsagbar lähmenden Müdigkeit. Nach der Schule musste ich oft nach Hause, um nochmal ein, zwei Stunden vor dem Training schlafen zu können. Im Training selbst war ich weniger leistungsstark, ich aß zugegebenermaßen nur noch Dreck, was die Abwärtsspirale nur noch weiter befeuerte.

In diesem Zustand fuhr ich also zehn Stunden nach Berlin. Genau, zehn verfluchte Stunden. Der Ferienbeginn in mehreren Bundesländern packte im Vergleich zum letzten Jahr nochmal ‘ne Schippe drauf. Um 13 Uhr losgefahren erreichte ich also um 23 Uhr meine Pension, suchte weitere dreißig Minuten lang den sehr, sehr gut versteckten Schlüssel und fiel dann völlig entkräftet ins Bett.

Am nächsten Tag hatte der Schlaf nicht gereicht, um von einer erfolgreichen Regeneration sprechen zu können. Hinzu kam, dass es über Nacht Herbst geworden war. Am Morgen waren es gerade einmal 1°C. Pfui Daibel! Warum zur Hölle tat ich mir das bloß an!?

Es folgte das übliche Prozedere: fluchen, anziehen, fluchen, Kaffee organisieren, beim ersten Schluck des schwarzen Goldes kurz entzückt aufstöhnen, zum Eventgelände fahren, fluchen, registrieren, fluchen, Zeug im Auto bunkern, fluchen, Autoschlüssel wasserdicht verpacken, fluchen, Warmup, fluchen, aroo, aroo, aroo, loslaufen.

Die ersten ca. 5km verliefen recht gut. An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass meine Fitbit Ionic akut out of order ist. Insofern sind alle Kilometerangaben ohne Gewähr. Meine Leidensgenossin Katharina verlor ich schon nach den ersten paar Kilometern. Erneut wurde mir zum Verhängnis, dass vermutlich jeder auf der Strecke mehr laufen trainiert hatte als ich und so würde es schließlich aber sicher sehr einsam um mich. Hin und wieder schloss ich mich einer illustren Dreiergruppe an. Obwohl die Ladies durchgehend liefen, während ich diverse Kilometer mürrisch vor mich hin walkte, finishte ich knapp vor ihnen. Das Technik Training an der YouTube Akademie zahlt sich aus. Dennoch: ohne Kilometer- und Zeitgefühl wurde es ein quälend langsamer Lauf und ich hatte verdammt viel Zeit, um nachzudenken. Zu allem Übel taten mir die Füße weh. Ein Zustand, der seit dem Oberdorfer Beast immer mal wieder auftritt.

Zwischen Kilometern 7 und 17 kam ich schließlich zu dem Entschluss nächstes Jahr eine Saison aussetzen zu wollen. Zu meinem 30. Geburtstag - also rechtzeitig zu meiner sich bereits jetzt ankündigenden Midlifecrisis - könnte ich ja dann wieder durchstarten. Nörgelig, demotiviert und einsam stapfte ich vor mich hin und verlor das Rennen im Kopf. Vermutlich hätte ich eine gute halbe Stunde schneller fertig sein können, wenn ich meine mentale Energie ins Laufen und nicht ins innerliche rumheulen investiert hätte. Aber nicht jeder Tag ist gleich und dasselbe gilt für die mentalen Voraussetzungen.

Letztendlich war der Berliner Beast ein Witz gegen den Oberndorfer. Keine Höhenmeter, wenig Wasser, angenehme Hindernisse von einer Hand voll abgesehen. Durch die neue, längere Strecke fiel der Sandteil auch nicht mehr so ins Gewicht. Eigentlich hätte es ein echt netter, gelenkschonender „Waldlauf“ werden können. Trotzdem war dieser Lauf am Ende für mich persönlich härter als die gut 27km in den Kitzbüheler Alpen. Was also bleibt? 

Meine erste Trifecta-Medaille! 


Noch am selben Tag plante ich mit Katharina die neue Season, meldete mich für St Pölten (Super und Sprint) an und die Anmeldung für Kaprun scheiterte lediglich am nicht vorhandenen Bargeld, wird aber sicherlich in den nächsten Tagen folgen. Ein mentales Tief ist ok, solange es nur nicht von Dauer ist. Ob ich nächstes Jahr nochmal in Berlin starte? Vermutlich nicht. Die Läufe in den Niederlanden sind für mich einfach logistisch betrachtet günstiger. Aber Trippel-Trifecta ist erneut geplant und das nächste Ziel wird ein Trifecta-Weekend, also alle drei Distanzen an nur einem Wochenende. Dafür sollte ich aber wirklich mal Laufen trainieren!

Das Ziel niemals aus den Augen verlieren! 

Ich werde mit meinem Yogalehrer bezüglich meiner inneren Einstellung sprechen und schauen, was ich noch mental aus mir rausholen kann. Die nächsten zwei Wochen stehen im Zeichen der „Selbstrestaurierung“. Massagen, Yoga, Achtsamkeit und endlich wieder eine balancierte Ernährung, die es meinem Körper und meinem Geist erlauben, dauerhaft am oberen Leistungsspektrum zu arbeiten. Der nächste Schritt ist Prävention. Ich werde jetzt schon ca. zwanzig Gerichte für die harten letzten Wochen vor den Weihnachtsferien vorkochen, damit ich in dieser kritischen, harten Phase nicht in gefährliche Muster zurückfalle.

Letztendlich bietet jede Krise auch die Chance zur Selbstreflexion. Und so genutzt erweisen Krisen sich als hilfreiche Ratgeber auf einer wundersamen Reise zur Selbstverwirklichung.

Eure Akam

Samstag, 21. April 2018

FIBO 2018 – von Körperkult und Körperfett


„Wir sind die geilsten im hier!“ Mit Fug und Recht kann ich behaupten, dass es dieses Mal stimmt. Mein Trip zur FIBO war so ziemlich das epischste, was ich dieses Jahr erlebt habe. Wir waren einfach eine absolute Knallertruppe: laut, asozial, politisch höchst unkorrekt und weit entfernt von pädagogisch wertvoll, machten Keith, Guy (ja, der heißt wirklich so) und ich uns am frühen Morgen auf den Weg nach Köln. Wir und ein Mädel, das über Blablacar eine Fahrt mit uns Chaoten gebucht hat. Ich bin auf die Bewertung gespannt.

Die Asis vom Dienst (v.l.n.r.): Guy, meine Wenigkeit, Keith

Bei uns im Auto gab es eigentlich nur zwei Lautstärken: laut und lauter. Keith und Guy hatten sich eine Ewigkeit nicht gesehen und so gab es einen regen Austausch über das Leben als schwarzer Amerikaner in Deutschland und all den Vor- und Nachteilen, die dieser Phänotyp beim Daten mit sich bringt. Ich will euch nicht mit Details nerven, aber über eine zu kleine Auswahl können die Boiis sich wohl nicht beklagen. *Seufz*, man hat es schon schwer als begehrter Mann! Zum Glück ist das hier hauptsächlich ein Fitnessblog, ansonsten könnte ich jetzt drei Seiten über die Dummheit und Arroganz beider Geschlechter füllen.

Lunchtime!

Auf der FIBO angekommen waren wir ein optisches Phänomen. Die kleine, sehr, sehr weiße Frau (mit Sonnenbrand vom Spartan Race) und die zwei schwarzen Zwei-Meter-Männer rechts und links daneben. Manch einer dachte garantiert ich sei irgendein Z-Promi und habe meine Bodyguards mit am Start. Im Vergleich zu den Jungs war meine FIBO-Form – wie beschreibe ich das am treffendsten -  ausbaufähig. Ich habe die letzten vier Wochen wirklich Gas gegeben, aber im Gegensatz zu den anderen beiden, fliegt mir eine gute Form nicht einfach zu, ich muss konstant an ihr Arbeiten und fairerweise muss man sagen, dass ich erst seit Juli 2017 wieder am Start bin. Ich denke nächstes Jahr um diese Zeit werde ich optisch da sein, wo ich hin möchte. Für dieses Jahr mussten protzige, verbrannte Oberarme genügen, aber sei´s drum.

Um hier keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen. Natürlich bin ich noch immer die narzisstische, arrogante Akam, die ihr kennt, liebt und manchmal hasst. Ich finde mich noch immer übertrieben gut! Aber natürlich sehe ich auch das, was man während der Lehrerausbildung euphemistisch als „Entwicklungspotenzial“ bezeichnet. In Zahlen ausgedrückt sind das noch ca. zehn Prozentpunkte zu viel Körperfett sowie einiges an fehlender Muskelmasse.


Optimal assimiliert die zwei Boiis

Ich hatte zwei Jungs dabei, die mich mehr als gut aussehen ließen. Das musste für dieses Jahr genügen. Guy lebt und existiert quasi im Gym und Keith sieht auch ohne Sport sportlich aus. Wie absolut unfair! Wären sie Frauen, ich würde es ihnen missgönnen. Als Männer gucke ich mir aber diese beiden Schönheiten an und kann mich gar nicht sattsehen.

Apropos sattsehen...

Um auf der FIBO alles sehen zu können, hätte ich mindestens zwei Tage gebraucht. So musste ich mich mit einigen Bereichen zufriedengeben. Wir waren hauptsächlich bei den Nahrungs-ergänzungsmitteln (FIBO Power) und bei der Group Fitness unterwegs. Die FIBO Academy, also der Ort, wo man sich über Trainerlizenzen hätte informieren können, habe ich gar nicht geschafft. Aber da kann man sich ja auch ausreichend im Netz informieren. Meine Trainerlizenz ist für diesen Sommer angedacht.

Strong by Zumba war ein Stand, der mich sehr interessiert hatte. Ich folge dem Instagram-Kanal schon eine ganze Weile und würde schon länger gerne selbst an einem Kurs teilnehmen. Allerdings gibt es bei mir in der Nähe keine Kurse ohne Gym-Membership, auf welche ich absolut keine Lust habe. Strong by Zumba ist ein Cardio-Kraft-Training, bei welchem die Übungen rhythmisch zum Beat ausgeführt werden. Soweit so sinnvoll. Leider kostet die Lizenz 270€, was noch in Ordnung wäre, wenn man sie nicht alle sechs Monate erneuern müsste. Für paarunddreißig Euro bekommt man ein Paket mit monatlich neuen Übungen, Musik, etc. Unter diesen Voraussetzungen ist die Instruktorenlizenz dann auch unbegrenzt gültig. Ein Konzept, welches für mich dieses Jahr noch nicht aufgeht, da ich den Sport maximal als AG anbieten könnte, sprich ich würde jeden Monat privat draufzahlen. Insgesamt ist Strong by Zumba maximal durchkommerzialisert. Eigene Musik, eigene Fashionline, sehr strikter Ablauf, an den die Instruktoren sich minuziös halten müssen. Die Erfinder verstehen was von Corporate Identity. Trotzdem für mich ein 1A Trendsport, weil Kraftausdauer mit eines der besten Trainings ist, um einen wirklich fitten und funktionierenden Körper zu bekommen, der mehr kann als gut auszusehen. Je nachdem, wie es nächstes Jahr läuft, werde ich eine Lizenz dann in Betracht ziehen.

Gleich neben Strong by Zumba waren die Boys and Girls von Kangoo Jumps, Ruth Vela, die Weltmeisterin im Kj, war auch anwesend. Hier haben wir aber nur einen kurzen Abstecher gemacht. Ich bin und bleibe bei dem Sport. Da bedarf es keiner weiteren Überzeugung. Es gibt kaum ein Training, dass mich glücklicher macht, als das auf den lustigen Springschuhen.

KJ wie immer am Start!

Außerdem habe ich einen deutschen Ninja-Warrior-Verein kennengelernt. Um da berichten zu können, muss ich aber nochmal ordentlich die Google-Maschine anschmeißen.

Die Supplements sind wie jedes Jahr das gleiche Zeug in neuen Verpackungen. Überteuert und meiner Meinung nach auch überbewertet. Für Leute, die zweimal die Woche 1h lang trainieren, werden auch Supplements nicht den ersehnten Body bringen. Nicht heute, nicht morgen und nicht in einhundert Jahren. Unser Oreo-Trio hat sich hierüber natürlich ordentlich und großspurig das Maul zerrissen und dennoch alles mitgenommen, was wir gratis in unsere Finger bekommen haben.

Keith und Guy: den anderen immer eine Armlänge voraus

An diesem Wochenende habe ich gelernt, dass Größe dann doch einige Vorteile haben kann. Meine Jungs haben alles in einem Radius von zwei Metern um sie herum abgegriffen, was abzugreifen war. Langer Körper, noch längere Arme und ein Vokalorgan, dass sich absolut sehen bzw. hören lassen kann. Einfach unglaublich was wir am Ende mit heim geschleppt haben! Auch jede noch so doofe Challenge haben die beiden angenommen und auch hier nochmal ordentlich kassiert. Ich selbst ließ mich lediglich zu einer Fahrrad-Challenge hinreißen, bei der meine beiden Beine natürlich wieder zu kurz waren.

Wenn deine Beine Extensions brauchen...

Alles in allem kann ich sagen, dass dies die geilste FIBO für mich war. Ich fühle mich inspiriert und motiviert meinen Weg weiter zu gehen. Unabhängig davon, ob dieser Weg für mich schwieriger oder leichter ist als für andere. Im Gegensatz zu dem, was einige Psychologen propagieren fühle ich mich nicht schlechter, weil ich noch nicht so aussehe, wie manche anderen Sportler. Ich bin motiviert das Beste aus mir rauszuholen und genieße derweil die anderen schönen Körper. Der Fitnesstrend treibt mich nicht in ungesunde Crashdiäten oder Magersucht, sondern bringt mich dazu meine Ernährung so zu optimieren, dass ich das Beste aus meinem Körper rausholen kann. Um das zu können Bedarf es eines gesunden Verstands und einer gesunden Portion Misstrauen all den teilweise unverschämt teuren Heilsversprechern der Fitnessbranche gegenüber. 

Beute!

Der Tag auf der FIBO war mehr Erholung als die gesamten Sommerferien und ich freue mich jetzt schon tierisch auf nächstes Jahr, dann hoffentlich in der passenden FIBO-Shape.

Sonntag, 11. Februar 2018

Über die Kunst sich selbst zu lieben – Valentinstagsspecial

Ich bin ein Mensch, der sogar Probleme hat, sich seinen eigenen Geburtstag zu merken. Daten sind alles andere als meine Stärke und so vergesse ich regelmäßig Geburtstage von Familienmitgliedern, guten Freunden und Bekannten. Kriegsende, Tag der Einheit, Wiedervereinigung, Schniblotag und – den Valentinstag. Das heißt, ich würde ihn vergessen, wenn nicht bereits einen Monat vorher die „Valentinstagsspecial-Angebote“ in meinen Email-Account eintrudeln würden. Wobei eintrudeln das falsche Wort ist. Sie stürmen meinen Account, gnadenlos und ignorant, denn ich bin Single und das seit ziemlich genau einem Jahr.



Eine Auswahl aus meinem Spam-Ordner... 




Letztes Jahr um diese Zeit passierte die Katastrophe, die meine Lebensplanung über Bord warf, mein Herz und meine Seele fast zerriss' und mich heute diesen Satz – nicht ganz ohne Schmerz – aussprechen lässt. Ich bin Single. Und Ende zwanzig. Die Uhr tickt. Und noch immer ist meine Seele verletzt. C'est la vie!

Der Valentinstag ist ein guter Tag für Singles, sich ihrer Lage bewusst zu werden und übers Alleinsein nachzudenken. Ein guter Tag, um zu überlegen, warum sogar der hässliche Nachbar von nebenan eine Freundin hat oder die unausstehliche Vorgesetzte. Warum all die anderen Menschen einen passenden Deckel gefunden haben, nur wir nicht. Ach, wir armen, einsamen Herzen…

Was für ein unausstehlicher Blödsinn! Singles, ist das euer Ernst!? Gibt es nichts anderes über das ihr euch definiert, als über euer Singlesein? Ist es nicht so viel mehr, was genau dich ausmacht? Ja, ich bin alleine. Es war nicht mein Plan, aber nicht alles lässt sich im Leben planen und darum muss ich damit umgehen. Und du auch. Und genau darum, ist der Valentinstag ein super Tag, um über bedingungslose Selbstliebe zu reden. Und dieses Gespräch ist nötiger, denn je!


Self-love is in the air!

Wer mich persönlich kennt, der weiß, dass ich mich gerne als arroganten Narzissten bezeichne. Warum? Weil es so ist. Ich selbst, finde mich schon ziemlich geil und ich bin der festen Überzeugung, dass ich jedes Recht dazu habe. Genau wie jeder andere Mensch auch. Gerade vielen von uns Frauen wird beigebracht bescheiden zu sein und sich bloß nicht selbst zu loben. Wer kennt nicht den Spruch „Eigenlob stinkt“? Ich aber sage: sei stolz auf deine Leistungen und Erfolge. Tue Gutes und rede darüber. Mach deinen Mund auf, fall' auf.

Genau dieses schüchterne und bescheidene Verhalten ist der Grund für bestehende Ungerechtigkeiten wie das Gender-Pay-Gap oder warum Männer bei der Vergabe von Führungspositionen oft bevorzugt werden. Sie werden nicht besser bezahlt oder bevorzugt, weil sie ein Y-Chromosom vorweisen können, sondern weil Frauen oft schlechter verhandeln und weniger Selbstbewusstsein ausstrahlen, ohne hier pauschalisieren zu wollen, denn ich weiß, es gibt auch schon heute eine Menge tapferer Frauen, die da draußen in der freien Wirtschaft ihren Mann stehen.[1]

Steh immer aufrecht! Vor dir und vor anderen


Du hast jedes Recht auf dich stolz zu sein. Auf deine Erfolge und auch auf deine Niederlagen. Denn sie sind nur ein Teil von dem Weg, den du gehst und nach jeder Niederlage bist du wieder aufgestanden und weiter gegangen, manchmal auch gehumpelt oder gekrochen. Sonst wärst zu schließlich nicht mehr hier und könntest diesen Blog lesen, oder?

Weg vom Geist und hin zu deinem Körper. Liebe deinen Körper. Viele meiner Freunde und Bekannten leben wie ich einen Fitness-Lifestyle. Gespräche bei uns drehen sich oft um Weight-Watchers-Punkte, Kalorien, Sport, Winkearme, Hängebäuche und Schwabbelbeine. Das Übliche. Ich selbst bin auch noch lange nicht am Ende meiner Fitnessreise und ich wurde durch diverse Lebensereignisse bös' zurückgeworfen. Noch gute 15kg Fett müssen meinen Körper verlassen bzw. für Muskelmasse ausgetauscht werden. Aber darf ich mich selbst erst ok finden, wenn ich wieder schlank und definiert bin? Nein! Ich darf mich auch jetzt schon schön, sexy und anziehend finden und das tue ich auch! Und du solltest das auch tun, denn nur dann strahlst du deine natürliche „Sexyness“ auch aus.

Nach einem fordernden Workout. Auch so kann Selbstliebe aussehen!


Hat ein Mann jemals zu dir gesagt „Oh wow, das geht gar nicht! Zieh dich bitte wieder an!“? Ich wette nein und das aus einem sehr simplen Grund. Frauen sind mit sich so viel selbstkritischer als Männer. Entspannt euch, Mädels und liebt euch für das was ihr bereits seid. Viele Männer haben gerne was zum Anfassen. Was, ihr seid gar nicht dick, sondern mega schlank gebaut? Auch hier gibt es einen Haufen Männer die darauf stehen und stellt euch vor: viele Männer mögen sogar mehrere Körpertypen. In meinen vielen Gesprächen mit Männern kam immer wieder heraus, wie nicht-wählerisch viele doch sind und zwar im besten Sinne. Wenn du einen halbwegs schönen Charakter hast, wird es für eine Bettgeschichte schon reichen und wenn es so richtig passt, vielleicht sogar für mehr.

Aber was machen wir? Schauen uns halb verhungerte Frauen bei Germany's Next Topmodel oder den Bachelor auf weRTLlos und Co an, in dem Frauen zu Objekten degradiert werden, die man zwar gerne sieht, aber nicht gerne hört. Am meisten wütend machen mich dabei die Kandidatinnen, die bei so einem entwürdigenden Müll überhaupt mitmachen. Sie sind eine Schande für die Emanzipation und den Feminismus, der uns Frauen das komfortable Leben ermöglicht hat, in welchem wir heute leben. Die meisten Frauenmagazine sind keinen Deut besser. Immer wieder derselbe Müll. Sextipps, damit wir Frauen den Männern noch besser gefallen können, Abnehmtipps, gefolgt von Tortenrezepten. Widerlich. Niemand muss dir erklären, wie du im Bett sein musst. Finde deinen eigenen Stil, entspann dich und dann hab einfach Spaß. Sex ist keine Wissenschaft. Wenn du deinen Körper optimieren möchtest, dann mach das, aber kasteie dich dabei nicht konstant selbst, sondern mach dir einen Plan und dann geh das ganze entspannt und unverkrampft an.

Es ist also Valentinstag und du bist alleine? Prima! Dann mach ein Date mit dir selbst aus und behandle dich und deinen Körper ´mal einen Tag mit dem Respekt, den du verdienst. Schnapp dir deine Lieblingsbodylotion und creme dich ein von Kopf bis Fuß (wahlweise auch umgekehrt). Nimm dir die Gesichtsmaske, die du schon so lange machen wolltest. Geh einen Tag in die Sauna (keine Sorge, da gibt es IMMER jemanden, der hässlicher ist als du!), lad dich zu einem richtig guten Essen und/oder einer Massage ein! Schreib einen Liebesbrief an dich selbst, in dem du auflistest, was du persönlich an dir magst. Ich bin mir sicher, dass du was finden wirst, wenn du lang genug drüber nachdenkst.


Es ist Valentinstag! Also Liebe! Liebe dich selbst!



PS: Alle Tipps gelten auch uneingeschränkt für Männer und Vergebene.



[1] Natürlich bin ich mir bewusst, dass aktuelle Defizite bei der Gleichberechtigung multikausal sind. Aber, bevor ein Haufen Feministinnen meinen Blog stürmen und mir Sexismus, Ignoranz oder am besten gleich beides vorwerfen, möchte ich hier um Verständnis bitten, dass in diesem Blogeintrag nicht weiter auf die Thematik eingegangen wird. Vielleicht hole ich das Thema ein anderes Mal nach, vielleicht aber auch nicht. Wer weiß.

Montag, 27. November 2017

Warum ich meinen Sport vor der Arbeit mache

Wenn morgens der Wecker klingelt möchten die meisten Menschen den selbigen am liebsten sofort mit einem Vorschlaghammer ins Jenseits befördern. Mir geht es da oft nicht anders. Selten wache ich an einem Arbeitstag erfrischt und munter auf, mache einen Brunftschrei und stürze mich voller Motivation und freudiger Erwartung ins Leben. Ich bewundere die Menschen, die so ticken, aber ich bin leider anders gestrickt.

Mein Alltag ist vor allem von zu wenig Schlaf geprägt, was aus einem schlechtes Zeitmanagement, YouTube-Sucht und leichter Ablenkbarkeit resultiert. Dazu die mehr der minder freiwillige Mitgliedschaft in diversen WhatsApp- und Facebook-Gruppen. Ein leidiges Thema. Lange Rede kurzer Sinn: Um genug Schlaf zu bekommen, sollte ich gegen 21 Uhr Richtung Bett marschieren. Die Realität weicht von diesem Ziel signifikant ab.

Aus meinem Schlafdefizit resultiert meine Morgenmuffeligkeit sowie meine ausgeprägte Koffeinsucht. Trotzdem trainiere ich seit ca. zehn Wochen von Montag bis Freitag vor der Arbeit. Warum möchte ich euch heute in diesem Blog erklären und gleichzeitig Werbung für diesen Lebensstil machen.

Ich bin kein Mensch, der voller Ungeduld das nächste Workout herbeisehnt. Das Gegenteil ist eher der Fall. In der Regel muss ich mich zu meinen Workouts treten. Da ich unter starker Aufschieberitis leide, sah bis vor Kurzem die Praxis meist wie folgt aus:
Langer Tag auf der Arbeit! Wenn man um 19 Uhr erst nach
nach Hause kommt, will niemand mehr Sport machen!

Nach einem vollen Schultag, kam ich nach Hause und musste erst einmal – so meine feste Überzeugung – ein bisschen Entspannen. Der Fernseher gab mir kognitiv leichte Unterhaltung, auch Assi- oder Hartz-IV-TV genannt. Aus einer geplanten Stunde wurden zwei. Jetzt ist so Assi-TV manchmal ganz schön ermüdend… Also machte ich mir erstmal einen Kaffee. Nachdem ich diesen getrunken hatte, musste ich erstmal eine kleine aber feine Verdauungspause machen, sagen wir mal so zwei bis drei Stunden und *huch!* der Tag war vorbei und ich hatte noch gar keinen Sport gemacht… Macht ja nichts, beruhigte ich mein Gewissen. Dann machst du morgen einfach etwas mehr Sport.

Am nächsten Tag das gleiche Spiel. Wenn überhaupt machte ich ein Training. An Aufholen war gar nicht zu denken. Die Folge dürfte jedermann klar sein: ich machte zu wenig oder gar keinen Sport, Ergebnisse ließen folglich auf sich warten. So wollte ich nicht weiter existieren und aus genau diesem Grund bin ich dazu übergegangen meinen Sport morgens „aus dem Weg zu schaffen“.

Ich muss zugeben, dass die ersten Wochen wirklich hart waren! Jeden Morgen hatte ich quälende Diskussionen mit meinem Schweinehund. Dieser ist ein Meister darin Ausreden zu finden. Aber nach Wochen der Disziplin wurde die Stimme des Faulpelzes immer leiser, bis sie schließlich nur noch ein leises Flüstern war, welches getrost ignoriert werden konnte. Im Gegenzug für meine Beständigkeit habe ich ein neues Stück Lebensqualität erhalten. Es ist ein wirklich großartiges Gefühl, wenn man am Abend nach Hause kommt und das Training nicht wie ein Damoklesschwert über einem hängt. Auch komme ich morgens viel frischer auf der Arbeit an und mache endlich die Veränderungen in meiner Physis, die ich brauche, um motiviert zu bleiben.

Und so sieht mein Morgen aus:
  • 5:00 Uhr: Der Wecker klingelt, ich fluche und drücke die Snooze-Taste
  • 5:02 Uhr: Der Handywecker klingelt, ansonsten siehe 5:00 Uhr
  • 5:20 Uhr: Ich prügel meinen schlaffen Körper aus dem Bett, fluche erneut, zieh Sportklamotten an
  • 5:25 Uhr: Ich rühre eineinhalb Dosierlöffel C4 in 200ml Wasser und trinke das Zeug auf Ex (weiterer Vorteil: Der morgentliche Kaffee zur Koffeinsuchtbefriedigung fällt weg), erneutes Fluchen
  • 5:30 Uhr: Ich habe es geschafft, stehe vorm Fernseher, lege die DVD mit dem WOD (workout of the day) in den DVD-Player und beginne mein dreißigminütiges Workout (meistens HIITs oder Kraftausdauer)
  • 6:05 Uhr: Duschen, anziehen, fertigmachen
  • 6:40 Uhr Ab ins Auto, Fahrt zur Schule


das morgendliche Equipment
Dem aufmerksamen Leser ist aufgefallen, dass mein Schweinehund und ich mit dem Fluchen aufhören, sobald ich mit dem Sport begonnen habe. Ich habe also an schlechten Tagen ca. zwanzig Minuten Leidensdruck, aufgrund meiner unsagbaren Faulheit. Diese zwanzig Minuten sind aber nichts im Verhältnis zu einem ganzen Arbeitstag, an dem ich ständig daran denken muss, dass ich ja noch Sport treiben muss.


Alles in allem hat sich das Konzept „Sport am Morgen“ für mich bewährt und bezahlt gemacht. Ich lege es jedem ans Herz, dem beim Sport ständig was dazwischenkommt und der deshalb seine sportlichen Ziele verfehlt. Der Start ist hart, aber glaubt mir: ES LOHNT SICH!

Dienstag, 10. Oktober 2017

Wenn du nicht mehr weiter weißt...


…gründe einen Arbeitskreis oder: mach, was alle hysterischen Fangirls machen und buche dir einen Termin bei dem Fitnesstrainer, den du schon ewig anhimmelst, in meinem Fall Strong, alias Rapha, von Strong and Flex TV.

Ich folge den beiden jetzt schon eine ganze Weile auf YouTube und kann mich mit vielen ihrer Ansätze wirklich sehr gut identifizieren. Mir gefällt vor allem das Maß und die Balance, mit der beide in ihren Videos an das Thema Fitness gehen. Nicht die Optik, sondern vor allem die Gesundheit stehen im Vordergrund. Das sind Prinzipien, die auch ich vertreten kann. Gleichzeitig sind beide dort radikal, wo es mir angebracht erscheint. Vor allem, wenn es um das Thema alternative Sitzhaltungen oder Schuhe im Allgemeinen geht. Ich habe euch die hierzu prägnantesten Videos im Text verlinkt, aber auch ein Blick in die Vielzahl der anderen Videos lohnt sich! Mit gut 106k Abonnenten ist Strong and Flex TV ein relativ kleiner Kanal in YouTube Deutschland. Das soll aber nicht dazu verleiten zu glauben, die Videos seien nicht gut.

Ich bin seit Dezember 2013 in der Fitness-Welt zu Hause. Ich habe, wie vermutlich die meisten Sportler, Rückschläge einstecken müssen. Aber in der ganzen Zeit konnte ich mir einiges an Wissen aneignen. Es ist genug Wissen, um beurteilen zu können, dass die Jungs keinen Blödsinn erzählen.
Wie man abnehmen kann, das weiß ich mittlerweile und seitdem ich es auch wieder ernsthaft versuche, funktioniert es ganz wunderbar. Auch wie man Fitness aufbaut, weiß ich. Auch das funktioniert seit den Sommerferien ganz wundervoll! Ich mache in beiden Punkten also gute Fortschritte. Warum um alles in der Welt brauche ich also ein Coaching!?

Ich wäre zu geizig aus einfachen Optimierungsgründen ne Stange Geld zu investieren. Das könnte ich mir auch anlesen. Eine weitere Möglichkeit wäre mir sämtliche Videos von den beiden reinzuziehen und mir dann Übungen davon auszusuchen. Das alles würde aber das eine Problem nicht lösen: Meine schmerzenden Knie. Seit der Pubertät kämpfe ich mit beiden Knien, manchmal ist es wie ein stechender Schmerz. Plyo-Übungen bereiten mir regelmäßig Schmerzen. Dasselbe gilt fürs Joggen. Glaubte man meinem kindlichen Ich noch nicht, dass mein Problem real ist, so weiß ich seit Mitte 2014, dass es einen Namen hat: Patellasehnen Syndrom. Beidseitig. „Ihr Knie ist intakt. Fahren Sie viel Fahrrad,“ war die Meinung einiger Ärzte, die mich mit diesem netten Ratschlag wieder weggeschickt haben. Ich war fast schon ein bisschen enttäuscht, dass niemand dran rumschnibbeln wollte. Immerhin bin ich als Lehrer Privatpatient! Ne ordentliche Physiotherapie wurde mir aber auch nicht verschrieben. Und so trainierte und trainierte ich weiter, mal mit mehr, mal mit weniger Schmerzen und immer mit der Angst, dass das Knie am Ende doch kaputt gehen könnte… Bis heute!
Wer mich und meine Aktivitäten regelmäßig verfolgt weiß, dass ich seit Juli wieder ziemlich konstant bei der Sache bin. Ich habe zehn Wochen Insanity Max30 hinter mir sowie zwei Spartan Races und eine Woche Urlaub in England, der mit durchschnittlich 20k Schritten pro Tag sehr lauflastig war. Mein Wunsch dieses Mal ist es von Anfang an alles richtig zu machen. Gegen Ende der offiziellen acht Wochen Insanity taten mir beide Knie höllisch weh! So weh, dass ich sie bei jedem Schritt spürte und so sehr, dass ich mit Bandage in die Schule bin. Das kann es nicht sein, dachte ich mir.
Ich brauchte Hilfe. So viel war sicher. Nur wer konnte mir diese Hilfe bieten? Ich wollte kein drittes Mal ins Mainzer Gelenkzentrum und mir anhören, dass mein Knie „intakt“ sei. Ich hatte auch keine Lust auf zwanzig minütige Physioeinheiten, in denen man inklusive An- und Ausziehen kaum etwas gebacken bekommt. Was für ein blödsinniges Konzept! Also musste ein Trainer her. Ich wollte nicht zu irgendjemandem gehen, sondern zu jemanden, der mich und mein Problem verstehen würde. Aus den Videos wusste ich, dass auch Rapha Stress mit seinem Knie hatte und darum fiel meine Wahl auf ihn. Außerdem wusste ich durch die ganzen Videos, dass er mir keinen Bullshit erzählen würde. So schrieb ich kurzentschlossen den beiden eine Mail und freute mich wie ein kleines Kind, als endlich die Antwort kam! Nach einem kurzen Telefonat, in dem ich all meine Contenance aufbringen musste, um nicht auszuflippen, stand ein Termin fest. Der 10.10. um 13 Uhr.

Und so machte ich mich heute auf den Weg zum Körperwerk ins schöne Stuttgart. Das sind von mir aus gut 2:30h Fahrt. Eine Distanz, die ich gerne auf mich genommen habe. Ich bin nicht enttäuscht worden! Als erstes fiel mir auf, dass die beiden authentisch sind. Die Jungs laufen auch in ihrem Studio barfuß rum. Ich mag es, wenn Lehrer das leben was sie lehren. Die Begrüßung war herzlich und mit Namen. Ich hoffe, die zwei haben mir die Aufregung nicht zu sehr angemerkt. Vielleicht werden sie eines Tages das hier lesen und können sich dann ihr Grinsen nicht verkneifen. Raphael hat sich zwei Stunden Zeit für mich und mein Knieproblem genommen. Das Gespräch fand im Trainingsraum statt. Auf Judomatten. Keine Stühle, keine Tische. Ein Klemmbrett mit Kugelschreiber. In den zwei Stunden wurde mein Gang und mein Laufstil analysiert. Ich kenne jetzt den Grund für meine beim Laufen ständig auftretenden Blasen. Ferner gab es eine Haufen Arbeit für mich zum Mitnehmen, sowie die sehr bestimmte Instruktion mir eine Klimmstange zum Hängen anzuschaffen. Ich hatte gehofft, ich würde um das Hängen herumkommen. Pusteblume! Blablabla Wirbelsäule entspannen, blablabla Griffkraft stärken... jaja er hat ja Recht, seufz. Wir sind alle Übungen einmal mit guter Instruktion durchgegangen. Am Ende durfte ich sogar ein Video von Rapha aufnehmen, in dem er mir noch einmal alles vorgemacht hat. Grandios. Raphael ist ein mega freundlicher Trainer mit klaren, gut verständlichen Ansagen. Er verpasst Tritte in den Hintern, wenn nötig. Trotz seiner Freundlichkeit wahrt er professionelle Distanz. Ich habe mich nicht ein einziges Mal unwohl gefühlt.

Während ich das hier schreibe meldet sich langsam aber sicher der Muskelkater in meinen Oberschenkeln. Eine Klimmzugstange ist bereits bestellt worden und gleich morgen beginnt die Umsetzung. Ich habe beschlossen mir jeden Abend vor dem Schlafen eine Dreiviertelstunde Zeit für die Übungen zu nehmen. In der Zeit versuche ich soweit wie möglich mit dem Trainingsplan zu kommen und mache am nächsten Tag genau da weiter, wo ich am Tag davor aufgehört habe. Mit der Zeit werde ich schneller werden, sagt Rapha und ich glaube ihm.

Eine Dreiviertelstunde halte ich für einen realistischen Zeitaufwand. Meine Gedanken gehen schon weiter. Mir haben die Judomatten im Trainingsraum super gefallen. Sie erinnern mich an meine Kindheit und meine Zeit als aktiver Judoka. Irgendwie sind diese Sitzmöbel in meiner Wohnung herzlich unpraktisch, wenn es darum geht, wechselnde Sitzpositionen einzunehmen. Ich hab‘ da gedanklich was in Planung und werde es euch zeigen, sobald die Umsetzung vollzogen wurde ;-)
Wie geht’s weiter? Die nächsten sechs Wochen werde ich mich an die Umsetzung meiner Aufgaben machen und mich dann erneut mit Rapha koordinieren. Die Motivation ist riesig, die Disziplin vorhanden, jetzt muss der Plan zur Routine werden! Tschakka!

Auch für ein Fanfoto war noch Zeit ;-P



Hinweis: Bei dem hier geschriebenen Blog handelt es sich um meine eigene Meinung. Ich bin von niemandem für diesen Blog bezahlt worden. Wäre bei der Anzahl der Follower auch schön blöd :-P

Mittwoch, 13. September 2017

Alpen-Beast 2017 – der Berg und du

Spartan Races sind wundervolle Gelegenheiten, um sich darüber klar zu werden, wie fit man jetzt sein würde, hatte man bereits nach der Anmeldung mit dem Training für die selbigen begonnen. So geschah es auch dieses Jahr, als eine mental stark angeschlagene Junglehrerin, ca. zwei Monate vor dem Tag aller Tage, mit dem Training begann. Aus diesen Umständen, welche einem katastrophalen Start in das Jahr 2017 geschuldet waren, resultierte folgende, unfreiwillige Forschungsfrage:

Reichen acht Wochen Insanity Max 30, acht Einheiten Kangoo Jumps und ein einzelner 5km-Lauf, um einen Spartan Beast zu überleben?

Guten Morgen!
Weniger vom Forschungswillen als von der Tatsache - bereits knapp 200€ in das Event investiert zu haben - getrieben, machten also meine Teamkollegin und ich uns auf in die wunderschönen Berge nach Oberndorf in Tirol. Es gäbe wohl kaum einen besseren Ort, um ein entspanntes Wochenende zu verbringen, wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass bereits am Folgetag um 9:45 Uhr der Startschuss für uns fallen würden. Um sechs Uhr klingelte unser Wecker. Meine Teamkollegin begrüßte mich und den Tag mit einem herzhaften „Fuck!“. Es folgten Versuche unseren Magnesiumspeicher aufzufüllen, etwas Essen herunterzuwürgen und den Koffeinspiegel soweit anzuheben, dass Entzugssymptome aufhören würden. Bald würde auch schon Olli, der Dritte im Bunde hier eintreffen. Zusammen mit Olli und einem sehr unguten Gefühl in der Magengegend, machten wir uns auf den Weg zum Eventgelände.

Ein schlauer Mann meinte einst: es ist nicht dumm Fehler zu begehen, aber es ist durchaus dumm dieselben Fehler wieder und wieder zu begehen und dabei andere Ergebnisse zu erwarten. Das Training war nicht gut gelaufen, aber immerhin hatte ich aus den quasi-traumatischen Erfahrungen aus 2015 gelernt: Zu meinem Equipment gehörten nun ein Trinkrucksack der US-Army, diverse Energy-Gels, vier Tabletten Ibuprofen á 400mg, zwei Stirnlampen und Ersatzbatterien. So gerüstet und mit einer gehörigen Portion Selbstironie fühlte ich mich bereit für den Start!
Das Kamikaze-Team

Es folgte das übliche Prozedere: „wer seid ihr?!“ – „SPARTANER!“ – „wie ist euer Ruf!?“ – „AROO AROO AROO!“ das ganze gefühlte zehn Mal, dazu Aufwärmübungen, die wir nicht mitmachten, vor allem um Kraft zu sparen, denn – so viel war sicher – wir würden jeden Millimeter davon benötigen.
Die Jagd ging los. Entspannt und im vollen Bewusstsein unserer Unsportlichkeit ließen wir uns zurückfallen. Es würde ein schöner Wanderausflug werden. Geraden und bergab würden wir laufen, Bergauf aus Prinzip nur gehen. Ich wusste, dass eine Alm auf uns warten würde, es machte keinen Sinn aus falschem Stolz laufen zu wollen, nur um dann am Berg zusammenzubrechen.

Bester Anheizer aller Zeiten!

Die Strecke verlief ähnlich wie die 2015, mit dem Unterschied, dass sie quasi gespiegelt war. War in 2015 der Steinbruch noch der krönende Abschluss so war dieser in diesem Jahr der anstrengende Start. Der Steinbruch verlangte uns einiges ab. Viele Hindernisse, die relativ dicht gepackt waren. Vermutlich war der Steinbruch ein Großteil der Sprint-Strecke. Ein kleiner Teich musste durchschwommen werden, außerdem wurde ziemlich viel Armkraft abverlangt. Bereits hier gelangte ich kurz an meine Grenzen, als es galt einen mit Kies gefüllten Eimer zu tragen. Gemessen an meinem Körpergewicht und meiner Armlänge war der Eimer zum einen ziemlich schwer, zum anderen auch ziemlich unhandlich. Mehrmals musste ich absetzen, mein unterer Rücken protestierte schmerzhaft. Es dauerte einige Zeit, bis ich mich von den Strapazen erholt hatte. Das Boulder-Hindernis, welches mir normalerweise nie Schwierigkeiten bereitet, konnte ich nicht überwinden, weil die Muskeln in den Händen sich noch nicht erholt hatten.
Grenzen austesten!

Raus aus dem Steinbruch, ab in den Wald. Bis jetzt ging es unserer kleinen Truppe noch erstaunlich gut! Frohen Mutes überwanden wir Kletterhindernisse, trugen Autoreifen und Metallketten und erfreuten uns dabei an der Schönheit der Tiroler Natur. Auch wenn der Alpenbeast den Ruf hat, der härteste seiner Art in Europa zu sein; der Schönste ist er auch!

der schönste Beast in ganz Europa!

Dann war es mit der Schönheit aber auch schlagartig vorbei. Mit dem Kanal begann das mir wohlbekannte und für meine Teamkollegen neue Martyrium. Hoch den Kanal, bis dieser zu einem Bach wurde, auch den nach oben und schließlich das Überwinden eines kleinen Wasserfalls mittels Holzkonstruktion und Netz. Sofern so gut. Durch unser langsames Tempo ging es mir den gesamten Streckenverlauf über hervorragend. Der Aufstieg begann und ich erkannte die Phasen der Trauer im Gesicht meiner Teamkollegin. All jene Phasen, die ich vor zwei Jahren selbst durchmachen musste:
der Kanal

Leugnung: Der Berg kann doch nicht so hoch sein! Er wird schon bald aufhören, die schicken uns bestimmt nicht den ganzen Berg hoch, das würden sie nicht tun, nein! Dann bei der Almhütte das Ausbrechen der Emotionen. Meine Teamkollegin wollten nicht mehr. Geld hin oder her. Unsichtbar war die Schönheit der Berge, alles war grau, das Leben ein Albtraum. Nach behutsamen aber bestimmten Tritten in den Hintern ging es weiter, immer weiter, bergauf. Regression. Mutlos aber tapfer schleppte sie sich weiter den Berg hinauf. Wiederaufkommende Emotionsausbrüche konnte ich durch bestimmtes Einschreiten verhindern. Es war hart, aber Maike biss sich durch, gab nicht auf und schließlich erreichten wir die zweite Basis, welche als krönenden Abschluss Sandsäcke für uns bereithielt.
Vor dem Berg - die Welt war noch in Ordnung!

Ich bin mir relativ sicher, dass meine Mutter etwas anderes meinte, als sie mir „die Zeit arbeitet für dich“ sagte. Aufgrund unserer unglaublich langsamen Geschwindigkeit, blieb uns das Sandsacktragen erspart. Die Bergrettung hatte die Befürchtung dass wir und ein paar andere Spartaner es nicht vor Einbruch der Dunkelheit zurückschaffen würden. Darum sollten wir ohne dieses zweifelhafte Vergnügen zurück auf die Rennstrecke geführt werden. Gegen die Auflage einer kleinen Strafzeit.

Und da passierte es! Es war eine Sekunde der Unachtsamkeit, ein Millimeter zu wenig, eine Baumwurzel zu viel. Maike stürzte frontal und landete unsanft auf ihrer Vorderseite, vornehmlich dem Brustbein und dem Ellebogen. Die Sache war gelaufen. Der herbeigerufene Notarzt ließ sie nicht weiterlaufen. Beim Abhorchen war der eine Lungenflügel stärker als der andere, dazu Schmerzen beim Atmen. Mit Verdacht auf eine Rippenfraktur war der Traum vom Beast ausgeträumt und für meine Teamkollegin ging es mit dem RTW ab Richtung Krankenhaus.

Zurück durch den Kanal
Wir zwei anderen wären ohne zu zögern mit ihr mitgefahren, wären nicht beide RTWs voll mit weiteren Patienten gewesen. Unter anderem ein gebrochener Finger. Da wir also ohnehin wieder zurücklaufen mussten und es nur noch ca. fünf bis acht Kilometer reguläre Strecke waren, konnten wir genauso gut den Beast zu Ende bringen.

Durch unseren unfreiwilligen Stopp war ich komplett ausgekühlt. Die Gelenke schmerzten und dank der Sandsteinchen in der Kiesgrube hatte ich mich zwischen den Beinen wund gelaufen. Es war bereits nach 16 Uhr und so langsam verging auch mir die Lust. Mit einem Affenzahn machten Olli und ich uns an den Abstieg. Insgesamt gab es ab hier kaum noch Hindernisse. Ein Baumstamm musste getragen werden, eine Wand überwunden, das war’s auch schon. Den Rest besorgten natürliche Hindernisse. Erneut durch einen Kanal, unter Brücken hindurch und endlich waren wir unten im Tal. An einem Krafthindernis scheiterten wir beide. Ich nehme mir erneut vor an meinen Pull-up-Künsten zu feilen.

Fast am Ziel!
Schließlich gegen 18 Uhr und nach insgesamt über acht Stunden auf der Strecke erreichten wir die Zielgerade in der Eventarena. Hier ging es noch einmal in die vollen mit all dem, wieso ich Spartan Races so sehr liebe: durch den Schlamm robben, in Schlamm baden und klettern! Was für ein Leben! Und schließlich und endlich der Sprung über das „Feuer“ oder besser gesagt dem, was davon übrig war. Gegen 18:30 Uhr, nach circa neun Stunden und 45 Minuten, erreichten Olli und ich erschöpft, aber zufrieden das Ziel. Es war mir ein Fest! Und auch für Maike gab es ein Happy End. Nichts gebrochen, „nur“ geprellt und eine epische Urkunde für Tapferkeit von einem wundervollen Pfleger.

Das Ziel! - Als wir da waren dämmerte es jedoch bereits!
Fazit:
Bezüglich meiner Forschungsfrage lässt sich konstatieren: jein: aufgrund der Zeit durften wir nicht mehr hoch zur Bergspitze. Somit haben wir nicht die komplette Strecke absolviert. Geschätzt mussten wir etwa drei Kilometer weglassen. Allerdings hätte ich den Berg schneller geschafft. Insofern könnte man spekulieren, dass die Absolvierung der gesamten Strecke theoretisch möglich gewesen wäre. Insgesamt waren wir aber natürlich unsagbar langsam und es ist nicht so, als ob ich meinen Teamkollegen die ganze Zeit hätte davonlaufen können. Die Versorgung auf der Strecke war wunderbar. Dennoch würde ich solche Strecken nie wieder ohne Trinkrucksack laufen. Die Schmerztabletten und die Stirnlampe habe ich nicht benötigt. Trotzdem war es ein gutes Gefühl sie dabei zu haben. Man weiß ja nie. Zu meiner Ausrüstung werde ich eine Rettungsdecke hinzufügen, um erneutem Auskühlen vorzubeugen. Während ich diesen Text hier schreibe schniefe ich vor mich hin und klammere mich an meine jämmerliche Existenz. Eine fette Erkältung hat mich im Griff, vielleicht sogar eine Männergrippe!


Ob ich nächstes Jahr wieder dabei bin? Natürlich! Geplant ist eine Zeit unter fünf Stunden. Ich denke das bekommen wir hin!
See you in 2018 AROO!

Donnerstag, 20. Oktober 2016

Vom General Refspeck und seinem Leutnant Stress

Wir schreiben den 20.10.2016. Vor genau 19 Monaten entschieden sich General Refspeck zusammen mit seinem verbündeten, Leutnant Stress, den Körper des Subjektes Akam zu erobern. Eine sehr treffende Analyse verriet den Beiden, dass sich das Subjekt in einem geschwächten Zustand befand. Das Umweltgift Referendariat hatte sich breitgemacht und war an keinem der Betroffenen spurlos vorübergegangen. So auch nicht bei dem Subjekt Akam.

Ein paar andere Subjekte wurden bereits von Ethanol und Nikotin erobert. Auch Ibuprofen machte immer mehr Boden gut. Aber in einer stillschweigenden Übereinkunft mit den anderen Kompensatoren, wurde das Subjekt Akam einzig General Refspeck zugesprochen. Da Leutnant Stress noch Kapazitäten frei hatte - und er zu General Refspeck schon immer ein gutes Verhältnis hatte - beschloss er sich ihm anzuschließen. So eine Körpereroberung war schließlich immer wieder etwas Feines!
General Refspecks Truppen links gegen die damals unterlegende Disziplin
Seit langer Zeit spielte das Umweltgift Referendariat denen, die als Kompensatoren bezeichnet wurden, immer wieder willige Opfer zu. Und das Subjekt Akam war ein Traumopfer. Man kannte sich bereits aus. Damals, als die Umweltgifte Pubertät, Abitur und Sinnsuche noch Wirkung zeigten, hatte man den Körper bereits schon einmal erobert. Es war ein grandioser Siegeszug. Zu jener Zeit nannte der General sich einfach nur Speck. Seit er sich allerdings auf Subjekte, die Referendariat ausgeliefert waren, spezialisiert hatte, wurde er von allen nur noch Refspeck genannt. Und diese Bezeichnung gefiel dem General außerordentlich gut, war sie doch so überaus treffend.

Man hatte noch eine Rechnung mit Akam offen. Damals hatte das Subjekt mit der Hilfe von Selbsthass, Selbstliebe, Motivation und Disziplin den gesamten Körper zurückerobert. Es war ein schmutziger und unfairer Kampf. Vier gegen Einen. Der General zog sich angesichts der Übermacht zurück. Ein guter General zeichnet sich dadurch aus, dass er begreift, wenn er verloren hat. Verloren war jedoch nur die Schlacht, aber der Krieg, den gab es noch zu gewinnen. Verschanzt in einer kleinen Ecke im Stammhirn, der Amygdala, harrte Refspeck aus. Seine Zeit würde noch kommen…

Und er hatte sich nicht geirrt! Ein kräftiger Adrenalinstoß weckte Refspeck aus seinem Winterschlaf. Es war so weit! Vendetta! Zusammen mit Leutnant Stress wiederholte er seinen Siegeszug – erst subtil und versteckt, dann immer offener und aggressiver - und das Subjekt verfielt ihm immer mehr! Bereits die Hälfte des Subjektes hatte er zurückerobert, da passierte das Unglaubliche. Das Umweltgift Referendariat zeigte plötzlich keine Wirkung mehr! Nichts! Akam war plötzlich immun geworden. Wie konnte das nur sein, wo sein Einfluss doch gerade noch so stark war? Es sollte sich herausstellen, dass der Wirkstoff 2. Staatsexamen das Referendariat neutralisierte. Und Akam war wider Erwarten an den Wirkstoff gekommen.
Datei:Friedrich Tüshaus Schlacht zwischen Germanen und Römern am Rhein 1876.jpg
Keine Gefangenen - die Rückeroberung!
Selbstliebe, Motivation und Disziplin sind seitdem zurückgekehrt. Ihre Mission: dem Subjekt Akam zur Unabhängigkeit verhelfen. Und Stück für Stück machen sie wieder Gebiet gut. Es ist eine erbarmungslose Schlacht, die täglich nur von ca. 7 Stunden Feuerpause unterbrochen wird. Manchmal ist es sogar weniger. Refspeck ist noch da und er wehrt sich das besetzte Subjekt zu verlassen. Doch ein neuer Spieler betritt das Subjekt: die Muskelmasse. Muskelmasse entzieht General Refspeck Energie. Und so kämpft die Allianz nun seit genau einem Monat gegen den General und seinen Leutnant. Sie haben damals die Schlacht verloren,


aber den Krieg wird nur einer gewinnen!